Der falsche Zeuge by Blómkvist Stella

Der falsche Zeuge by Blómkvist Stella

Autor:Blómkvist, Stella [Stella, Blómkvist]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-08-20T04:00:00+00:00


22

Siggi Palli gibt vor, auf dem Sprung zu sein.

Drífa und er sollen in spätestens einer Stunde im viel zu teuren Kulturhaus an der Hverfisgata erscheinen, welches von Scherzkeksen wegen irgendwelcher Finanzschiebereien als Korruptionshaus bezeichnet wird.

Minister und Verwaltungsangestellte wollen die Mitglieder der Verhandlungsdelegation von Bushron bei einem Festessen mit isländischer Küche verabschieden. Bevor die amerikanischen Bosse sich auf den Flughafen begeben und Richtung Westen über den großen Teich zu sich nach Hause fliegen. Im edlen Lear Jet, der sie vor achtundvierzig Stunden hierher zum nördlichen Ende der Welt gebracht hatte.

Mir ist es verdammt noch mal egal, ob er beschäftigt ist. Befehle ihm zu warten.

Auf dem Weg komme ich an dem grauen Steinhaus in der Austurstraeti vorbei, wo die Landsbanki ihre Hauptfiliale hat. Ich selber habe zwei Schließfächer der Bank gemietet. Aber ich lasse sie heute beide links liegen. Gehe stattdessen direkt zu Ófeigs Schließfach.

Stecke den Schlüssel ins Schloss. Öffne. Schaue hinein.

Verdammt! Jemand war schneller. Das Schließfach ist leer.

Deshalb mache ich es blitzschnell wieder zu. Schließe ab. Lasse den Schlüssel unauffällig in meine Tasche gleiten. Schaue mich vorsichtig um. Niemand scheint sich auch nur im Geringsten dafür zu interessieren, was ich getan habe.

Gut.

Ich bleibe einen Moment im geparkten Silberpfeil sitzen. Auf dem Parkplatz vor der Bank. Gucke dem Regen zu, wie er in unzähligen Tropfen auf die Windschutzscheibe fällt.

Verdammter Schlamassel!

Natürlich hätte ich auf die Idee kommen können, dass Ófeigs Kameraden auch einen Schlüssel haben. Und dass sie versuchen würden, das, was im Schließfach verwahrt wurde, aus dem Weg zu schaffen, noch bevor die Goldjungs davon Wind bekamen, dass es das Schließfach überhaupt gab.

Audólfur Hreinsson wäre da schon mal ein Kandidat.

Er ist mir einen Schritt voraus. Schon wieder. Dieses Ekel!

Dann fahre ich weiter. Trete das Gaspedal durch.

Siggi Palli und Drífa haben beide Abendgarderobe an, als ich erst meinen Silberpfeil vor ihrem hell gestrichenen Einfamilienhaus in Kópavogur West geparkt und dann bei ihnen geklingelt habe. Sie macht ein besorgtes Gesicht. Oder ängstlich.

»Kann das nicht bis morgen warten?«, fragt Siggi Palli unwirsch.

»Es geht ganz schnell, wenn du mir aufrichtig antwortest.«

Er guckt Drífa an. Liest den Befehl in ihren Augen. Und gibt nach.

Noch ein Hinweis darauf, wer in dieser Ehe die Hosen anhat.

»Hat dir jemand Exemplare dieser Fotos geschickt?«, frage ich und reiche ihm zwei Fotos aus Ófeigs Umschlag.

Drífa beugt sich vor, um besser sehen zu können. »Mein Gott!«, ruft sie.

»Wo hast du die her?«, fragt Siggi Palli.

»Hast du sie schon einmal gesehen?«, frage ich erneut.

Er antwortet nicht sofort.

Drífa reißt ihm die Bilder aus der Hand. Betrachtet sie abwechselnd. »Ich glaube das einfach nicht«, sagt sie.

Siggi Palli möchte mir am liebsten etwas vorlügen. Ich kann es ihm ansehen.

Aber er tut es nicht. »Ja, ich habe ein ähnliches Foto im Sommer mit der Post bekommen«, antwortet er dumpf.

»Was wollten diejenigen, die dir das Bild geschickt haben, von dir?«

»Da war nur das eine Foto im Umschlag, ohne irgendwelche Erklärungen.«

»Aber irgendwas muss doch noch gekommen sein?«

»Ja, ich habe eine Woche später ein zweites Foto bekommen.«

»Wurde dann Geld verlangt?«

»Nein.«

»Aber Informationen?«

Drífa wirft mir einen schnellen Blick zu. »Worauf willst du hinaus?«, fragt sie mit unguter Vorahnung in der Stimme.



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